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Hommage an Gorbi mit großen Gefühlen

Großplakat zum Tag der Deutschen Einheit mit heroischer Zeremonie am City-Kreisel gehisst

GÜNTER WILLSCHEID

Theatralisch: Wilfried Dreck (67) als deutscher und Marcel Sharipov (31) als sowjetischer Soldat, fallen sich freundschaftlich in die Arme. (Fotos: Mischka)

SIEGBURG. Zugegeben: Die Uniformen stammen aus einem Military-Shop, die Friedensglocke diente im 19. Jahrhundert auf einem holländischen Schiff, und der Soldat der Roten Armee hat tatsächlich nie gedient, sondern Sport studiert. So waren die sechs dumpfen Töne, die Bürgermeister Franz Huhn der Glocke entlockte, ein wenig auch Theaterdonner. Doch war´s ein Theater der großen Gefühle, das Steuerberater Wilfried Dreck gestern Nachmittag zum Tag der Einheit am City-Kreisel inszenierte. Und vor allem ein Theater, das von Herzen kam. Hauptdarsteller: Michail Gorbatschow; in den Nebenrollen: Wilfried Dreck, 67, als Feldwebel der deutschen Luftwaffe, und Marcel Sharipov, 31, Sportlehrer aus dem russischen Naberevnye Chelny (Tatarstan), als Sowjet-Soldat.


Gorbi ganz groß: Auf 7,50 mal 7,50 Metern erinnert das Großplakat bis Montag an einen der Wegbereiter der Wiedervereinigung.

Feierlichen Schrittes gehen sie aufeinander zu, der 67-jährige, der damals, als die Berliner Mauer errichtet wurde, zur Bundeswehr einberufen wurde, und der 31-jährige, der gerade zehn war, als das Volk die Mauer zwischen Deutschland und Deutschland zum Einsturz brachte. Heroisch marschieren sie aufeinander zu, überreichen sich eine rote Plastikblume und fallen sich freundschaftlich in die Arme. Dann erklimmt Nachwuchssängerin Krista Schmitz aus Reinshagen bei Much die kleine Bühne und singt, von der elfjährigen Nina Stirner am Klavier begleitet, die Wiedervereinigungshymne "Wind of Change", während die beiden Soldaten gemeinsam ein Riesenplakat an der Hauswand hissen. Und spätestens jetzt wird auch den verdutzten Autofahrern im City-Kreisel klar: Ach ja, am Sonntag ist Tag der Einheit. Denn ganz langsam, in Zeitlupe, erscheint Michail Gorbatschow, 7,50 mal 7,50 Meter groß, auf der Hauswand. "Danke", steht in großen Lettern auf dem Plakat, danke für "Besseres Leben für seine Landsleute", für "Frieden für die ganze Welt" für "Wiedervereinigung für uns Deutsche".

Ja, davon ist Wilfried Dreck überzeugt: Erst Gorbatschow habe mit seiner Politik von Glasnost und Perestroika den Weg zur Wiedervereinigung freigemacht. Und daran will er erinnern, an diesem Wochenende rund um den 20. Jahrestag der Wiedervereinigung.


Die Wieder- vereinigungshymne sang Krista Schmitz

Normalerweise vermietet er die Fassade seines Hauses am publikumsträchtigen City-Kreisel als Werbefläche für Baumärkte, Möbelhäuser und Kulturveranstaltungen in der Rhein-Sieg-Halle. Nur zu Europa- und Weltmeisterschaftszeiten bleibt die Fassade für König Fußball reserviert und künftig jedes Jahr zum Tag der Einheit für Gorbi - 30 Jahre lang. Das hat Wilfried Dreck gelobt und vorgesorgt: "Nach meiner Zeit", so der 67-Jährige, "werden das meine beiden Enkel für mich tun."

Die hat er verpflichtet, ebenso wie er seine Mitstreiter überzeugen konnte: die junge Sängerin, die mit der Nachwuchspianistin Nina Stirner befreundet ist, deren Eltern aus Siebenbürgen stammen, und den russischen Sportlehrer, der gerade bei seiner Schwester in Siegburg zu Besuch ist.


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